Eine Architektur, die Haut schützt
Unsere Erfahrung aus Medizin und Textiltechnik zeigt, dass die Haut ein komplexes Organ ist: Sie reguliert Temperatur, reagiert auf Druck und Reibung und bildet eine Barriere gegen die Umwelt. Die Schicht, die direkt aufliegt – der First Layer – beeinflusst thermophysiologisches Verhalten, biomechanische Interaktion und Barrierefunktion. Wenn diese Schicht zufällig gestrickt ist, kann keine kontrollierte Funktion entstehen. Genau hier setzt das H3D-Stricksystem® an.
Architektur statt Zufall: Was das Stricksystem leistet
Selbst modernste Fasern verlieren ihre Leistungsfähigkeit, wenn sie ohne abgestimmte Stricklogik verarbeitet werden. Sind die Maschen zu kompakt, drohen Wärmestau und Hautmazeration; sind sie zu offen, entstehen Kältebrücken und unkontrollierte Verdunstung. Ein un-gezonter Aufbau sorgt für Druckspitzen genau dort, wo der Körper am empfindlichsten ist. Das Stricksystem wird so zum Funktionscode des Textils – es definiert die dreidimensionale Maschenarchitektur, steuert Luft- und Feuchtetransport und legt die mechanische Oberflächenbeschaffenheit fest. Ohne Stricksystem bleibt Leistung Zufall; mit Stricksystem wird sie planbar und reproduzierbar.
H3D-Stricksystem®: Dreidimensionale Präzision aus F&E
Nach mehr als 20 Jahren Forschung haben wir das H3D-Stricksystem® entwickelt – eine patentierte, dreilagige Maschenarchitektur, die Funktion in der ersten Lage planbar macht. Drei Elemente sind dabei entscheidend:
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Zonierte Strukturen: Unterschiedliche Maschendichten erzeugen Wärmehaltungs-, Kühl- und Entlastungszonen, die sich der Physiologie des Körpers anpassen.
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Nahtlose Konstruktion: Nahtarme Übergänge eliminieren Druckspitzen und Scheuerstellen – ein entscheidender Vorteil für lange Tragezeiten.
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Materialflexibilität: H3D® ist materialagnostisch. Wir können hochleistungsfähige Abrieb- und Schnittfasern (H-Pro®), medizinisch geprüfte Garne (H-Med®) oder sportoptimierte Fasern (H-Care®) integrieren.
Diese Architektur bildet den Rahmen für unsere H-PEA®-Gleitfaser: eine extrem glatte, polyethylenbasierte Faser mit hoher Abrieb- und Schnitt-Resilienz. In der H3D®-Maschenlogik wird sie hautnah als Gleitlage eingesetzt, darüber folgt eine Transferschicht für Feuchtetransport und eine robuste Stützstruktur für Formhaltigkeit. So entsteht ein System, das Mikrobewegungen kontrolliert, Druck verteilt und die Hautbarriere schont.
Messbare Ergebnisse: Was Labore und Klimakammern zeigen
Wir wollten nicht nur Konzepte, sondern messbare Ergebnisse. Deshalb testen wir H3D®-Muster in Klimakammern von −5 °C bis +35 °C und 30–80 % relativer Feuchte. Die Ergebnisse sind deutlich:
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Bis zu 40 % schnellere Rücktrocknung als Standardgestricke identischer Faserbasis.
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Bis zu 80 % schnellere Rücktrocknung im Vergleich zu Wirkverfahren.
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Signifikant geringere Hautirritationen bei Langzeitbeanspruchung, gemessen über Erythemscore und transepidermalen Wasserverlust (TEWL).
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Konstante Funktionalität nach über 50 Waschgängen – die Mikroklima-Performance bleibt stabil.
Parallel dazu werden H3D®-Materialien von unabhängigen Prüfinstituten getestet. In der Abriebprüfung nach EN 17092-1 (Darmstadt-Methode) simuliert das Testcenter Rhein-Main einen Motorradsturz: Das translative Rutschen eines echten Unfalls wird in rotierende Bewegung überführt; je nach Sicherheitsklasse muss das Material unterschiedliche Anfangsgeschwindigkeiten überstehen. H3D®-Muster mit H-PEA®-Gleitfaser bestehen diese Prüfpfade – sie zeigen ein kontrolliertes Gleit- und Verschleißverhalten.
Für die Schnittfestigkeit kommt die DIN EN 388:2019 zum Einsatz, die den ISO-13997-Test (Newtonmessung) integriert. Schnittschutzklassen reichen von A (2 N) bis F (30 N); unsere doppellagigen Muster erreichen mittlere Indizes (2–4). Damit liefern sie widerstandsfähige Schnitthemmung, ohne die Flexibilität zu verlieren.
Expertise aus Forschung und Praxis
Unser Know-How ist kein Zufallsprodukt. Es speist sich aus dermatologischer Forschung, textiler Entwicklung und unzähligen Prototypen. Jede Zone im H3D®-System, jede Gleitfaser und jede Transferschicht wurden getestet, verworfen, angepasst und wieder getestet. Dabei bleibt unsere Leitfrage dieselbe: Wie schaffen wir es, die Haut im Alltag bestmöglich zu unterstützen und im Ernstfall zu schützen, ohne Komfort zu opfern?
Das Ergebnis ist ein First-Layer-System, das sich anfühlt wie ein leichtes Shirt, aber im Hintergrund hochkomplexe Funktionen erfüllt. Es nutzt Textilarchitektur, um Schutz, Mikroklima und Bewegungsfreiheit miteinander zu verbinden – ein Ansatz, der sowohl Ärztinnen und Sportwissenschaftler als auch PSA-Entwickler überzeugt.
Ausblick: Forschung als fortlaufender Dialog
Die Entwicklung des H3D®-Stricksystems endet nicht mit einer Zertifizierung. Wir arbeiten weiter an neuen Zonierungen, effizienten Garnkombinationen und nachhaltiger Produktion. Unsere Tests sind transparent, unsere Methoden nachvollziehbar. Denn Vertrauen entsteht durch nachvollziehbare Prüfpfade, nicht durch Marketingsprache.
Wer unsere Produkte trägt, spürt das Ergebnis dieser Reise: Stoffe, die atmen, schützen und sich wie eine zweite Haut anfühlen. Sie sind das Ergebnis einer Leidenschaft für Textiltechnik, die nicht am Material endet, sondern beim Maschenbild beginnt.