Die Praxis zeigte zwei Realitäten. Mikrobewegungen unter Gurten, Protektoren und Riemen erzeugen Reibung, Scherkräfte und Hautreizungen. Gleichzeitig führen Sturz- und Rutschereignisse zu Abrieb und oberflächlichen Schnittverletzungen. Herkömmliche Funktionswäsche steuert zwar das Mikroklima, denkt aber die mechanische Schutzlogik nicht mit. Darum haben wir uns entschieden, die Haut als Ausgangspunkt zu nehmen und den Schutz in die erste Lage zu integrieren.
Was uns ausmacht: Forschung trifft Praxis
Die Haut ist kein passiver Sensor, sondern ein hochdynamisches Organ. Sie reguliert Temperatur, reagiert auf Druck und Reibung und stützt unsere Barrierefunktion. Die textile Schicht, die sie berührt – der First Layer – beeinflusst daher das thermophysiologische Verhalten, die Druckverteilung und den transepidermalen Wasserverlust. Wer glaubt, eine neue Faser allein löse das Problem, übersieht den Mechanismus: Ohne abgestimmte Maschenarchitektur können modernste Materialien ihre Leistung nicht entfalten. Zu kompakte Maschen stauen Wärme und Feuchtigkeit (Wirkware) zu offene Stoffe verlieren Isolation und Verdunstungskontrolle. Erst ein durchdachtes Stricksystem steuert Luft- und Feuchtetransport und definiert die mechanische Oberfläche.
Diese Erkenntnis prägt unseren Alltag. Wir kombinieren medizinische Denkweisen, mit den Anforderungen des Leistungssports.
Drei Lehren aus der Forschung
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Reibung leiten statt leugnen. Glatte und stabile Gleitlagen verhindern, dass Mikrobewegungen zu Scherverletzungen eskalieren.
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Mikroklima als Schutzfaktor. Feuchte und Wärme beeinflussen den Reibungskoeffizienten; effizientes Schweißmanagement ist Teil des Schutzsystems.
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Zweigleisiger Schutz. Eine First Layer muss Irritationen im Dauerbetrieb reduzieren und bei Sturz oder Slide ein robustes Gleit- und Stützverhalten bieten.
Unsere Technologien: Wenn Faser und Masche zusammenwirken
H-PEA® – Faser mit Mission
H-PEA® (High-Performance Polyethylene Advanced) ist unsere hochleistungsfähige Gleitfaser. Polyethylenfasern bieten von Natur aus hohe Festigkeit und hohen Modul sowie gute Abrieb-, Schnitt- und chemische Beständigkeit. Sie haben eine spezifische Festigkeit, die die von Stahl um mehr als das Zehnfache übertrifft. Dieses Potenzial nutzen wir, veredeln die Faser mit UV-Stabilisatoren und machen sie färbbar und haftfähig. Das Ergebnis ist eine extrem glatte Oberfläche, die Reibung minimiert, während Elastizität und Zähigkeit erhalten bleiben.
H3D-Stricksystem® – Architektur zum Anziehen
Ohne Stricksystem bleibt Leistung Zufall. Deshalb haben wir über zwanzig Jahre hinweg das H3D-Stricksystem® entwickelt: eine dreilagige, zonierte Maschenarchitektur mit nahtloser Konstruktion. Eine hautnahe Gleitlage aus H-PEA® führt Mikrobewegungen ab; eine Transferschicht transportiert Feuchtigkeit und stabilisiert das Mikroklima; eine Stützstruktur verteilt Druck und bietet Halt. Unterschiedliche Maschendichten erzeugen Wärmehaltungs-, Kühl- und Entlastungszonen und sorgen dafür, dass Reibungsmanagement, Feuchtetransfer und Druckverteilung genau dort wirken, wo der Körper sie braucht.
Prüfergebnisse, die Vertrauen schaffen
Unsere Technologien werden nicht nur intern getestet. In Klimakammern (-5 °C bis +35 °C, 30–80 % rF) zeigen H3D-Muster:
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Bis zu 40 % schnelleres Trocknen im Vergleich zu Standardgestricken identischer Faserbasis.
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Bis zu 80 % schnellere Rücktrocknung gegenüber Wirkverfahren.
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Signifikant geringere Hautirritationen bei Langzeitbeanspruchung.
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Konstante Funktionalität nach über 50 Waschgängen.
Zudem bestehen H-PEA®/H3D®-Muster externe Abriebprüfungen nach EN 17092-1. Dieses Verfahren simuliert einen Motorradsturz: Die translative Rutschbewegung wird in eine rotierende Bewegung überführt; das Material muss je nach Sicherheitsklasse und Zone unterschiedliche Anfangsgeschwindigkeiten aushalten, und der Durchbruch darf höchstens 5 mm betragen. In Schnitttests nach DIN EN 388:2019 wird die Schnittfestigkeit in Newton gemessen. SKINION X® erreicht Werte von 2–3, auf einer Skala von 0-5 – das bestätigt, dass sie abrieb- und schnittresistent sind.
Unsere Etappen: Von der Vision zum Produkt
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MedTech-Ursprung: Wundmanagement und reizarme Oberflächen in der Hamed®/Trustgarn®-Technologie.
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Leitfrage: Ist on-skin Schutz gegen Abschürfungen und Schnitte als First Layer möglich?
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Architektur-Shift: weg vom „Faser-Fokus“ hin zu einer zonierten Stricklogik mit Gleitflächen und Feuchtetransfer.
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Integration von H-PEA® & H3D®: Prototyping, Stresstests und Slide-Simulationen.
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Validierung: externe Abrieb- und Schnittpfade nach anerkannten Normen, interne Langzeit-, Feuchte- und Scherzyklen.
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Segmenttransfer: angepasste Zonierung, Haptik und Kompression für Moto, Sport und Work.
Forschung in Europa, Fertigung in Italien – warum das sinnvoll ist
Unsere Forschung und Entwicklung findet interdisziplinär in der EU statt. Dank unserer eigenen Strickmanufaktur in Italien sind die Wege zwischen Materialentwicklung, Strickerei und Qualitätskontrolle besonders kurz. Das ermöglicht einen iterativen Prozess, schnelle und lückenlose Dokumentation und eine enge Verzahnung von Prototyping und Serienproduktion. – Qualitätsarbeit, die sich auf der Haut spürbar bemerkbar macht.
Was First Layer leisten kann – und was nicht
Unser Protective First Layer kann gemessene Reibung leiten, Druckspitzen abmildern und das Mikroklima stabilisieren. So reduziert er das Risiko von Irritationen, Hautabrieb und oberflächlichen Schnittverletzungen. Doch er ersetzt keine Protektoren oder PSA und kein umsichtiges Verhalten. Die beste Wirkung entsteht, wenn die erste Lage, die mittleren Schichten und die Schutzausrüstung als System zusammenspielen.
Vertrauen durch Prüfpfade
Wir versprechen nichts, was wir nicht testen. Externe Labore messen die Performance nach anerkannten Normen; interne Tests simulieren Alltag und Extreme. Alle veröffentlichten Zahlen sind mit Testaufbau, Randbedingungen und Limitationen versehen. Wenn Daten fehlen, erklären wir die Methodik und die Grenzen, statt Spekulationen zu liefern.
Menschen & Haltung
Hinter SKINION X® stehen Entwickler*innen aus Textiltechnik, MedTech und Praxis. Was sie vereint, ist eine Haltung: Probleme auf der Haut ernst nehmen und technisch sauber lösen. „Wenn etwas reibt oder schneidet, helfen keine Geschichten – nur Maschen, Materialien und Daten.“ Dieses Credo führt uns täglich.
Anwendungen: Moto, Sport, Work
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Moto: Unter Protektoren und Gurten, bei Sitzdruck und wechselnden Temperaturen – mit integrierter Gleit- und Schutzlogik auch für Slide-Szenarien.
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Sport: Zyklische Belastungen, Schweißspitzen und Reibpfade unter Trägern und Hüftgurten; das Mikroklima bleibt stabil.
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Work: Repetitive Tätigkeiten, punktuelle Druck- und Scherlasten; robuste Gleitflächen für langes Tragen.
Das Grundprinzip bleibt, aber Zonierung, Haptik und Kompression passen wir je Segment an.